Silvesterangst
Die Angst vor dem Feuerwerk und den Silvesterknallern ist ein sehr häufiges Problem bei Hunden. Für viele Hundebesitzer wird der Jahreswechsel dadurch ein sehr heikles Thema.
Betroffene machen sich bereits Wochen vorher schon Gedanken, wie sie am besten durch diese Zeit kommen. Denn genaugenommen sind es sogar mehrere Tage, da vor und nach Silvester auch noch die Böller zu hören sind. In dieser Zeit wird jeder Spaziergang zum Spießrutenlauf, manche Hunde verweigern sogar komplett den Spaziergang.
Der Jahreswechsel wird dadurch für die betroffenen Hunde und Halter zum absoluten Stress. Oft bekommen Hundebesitzer dann zu hören, dass sie die Hunde ignorieren müssen, ansonsten würde man die Angst bestätigen.
Doch woher kommt die Angst eigentlich, was steckt dahinter und wofür ist sie da?
Die Angst ist eine Emotion, ein unangenehmer Gefühlszustand. Wie wir Menschen hat auch jeder Hund einen individuellen Charakter. Für Angst gibt es unterschiedliche Auslöser. Manche Hunde sind typ- oder rassebedingt eher unsicher und sensibel, andere Hunde mit einem übermäßig stark ausgeprägten Angstverhalten, haben oft ein Trauma erlebt oder wurden schlecht geprägt und sozialisiert und sind dadurch nicht angemessen auf das Leben vorbereitet worden. Diese Dinge führen dazu, dass unsere Hunde alles, was sie nicht kennengelernt haben, nicht einschätzen können und sind dadurch verunsichert.
Die Angst selbst ist prinzipiell ein Lebensschutzinstinkt, ein Geschenk der Evolution und gehört damit zur biologischen Grundausstattung unserer Hunde. Angst zu haben ist ein Urinstinkt und nicht immer negativ. Angst hilft Gefahren zu erkennen und rechtzeitig auszuweichen, bzw. darauf zu reagieren. Angst ist daher eine sinnvolle Schutzfunktion, denn ohne diese Fähigkeit, bei einer Gefahr Angst zu empfinden und angemessen zu reagieren, würde kein Tier lange überleben.
Zum Problem wird die Angst erst, wenn die Lebensqualität von Mensch und Hund beeinträchtigt wird.
Die Entscheidung, ob etwas gefährlich ist oder nicht, findet im Gehirn statt und kann nicht bewusst kontrolliert werden. Wird etwas als gefährlich eingestuft, erfolgt darauf eine körperliche Reaktion. Das heißt, sobald wir beim Hund eine Angstreaktion erkennen können, findet die Angst bereits statt.
Eine unangenehme Emotion wie Angst wird nicht stärker, wenn in dieser Situation etwas Angenehmes für unsere Hunde passiert. Es ist neurobiologisch einfach nicht möglich, Angst zu verstärken, in dem wir unseren Hund etwas Gutes tun.
Anzeichen für Angst können sein:
- Zittern
- Speicheln
- Hecheln
- Weit aufgerissene Augen
- Große Pupillen
- Eingezogener Schwanz, teilweise bis unter den Bauch eingeklemmt
- Ohren und Mundwinkeln sind nach hinten gerichtet
- Steife Köperhaltung
- Der Körperschwerpunkt ist nach hinten gerichtet
- uvm.
Mit der Emotion Angst gibt es folgende Verhaltensreaktionen
- Erstarren (Freeze)
- Flucht (Flight)
- Kampf (Fight)
- Herumalbern (Fiddle)
Hunde welche Geräuschempfindlich sind, sind oft isoliert von alltäglichen Reizen aufgewachsen.
Welche Wege gibt es nun aus der Angst?
Prinzipiell gibt es wirklich viele Ansätze, ich möchte euch einige davon näherbringen.
Desensibilisierung
Da die Angst in der Großhirnrinde programmiert wird, ist diese nicht einfach löschbar, hier benötigt es eine Desensibilisierung. Für die Desensibilisierung können sogenannte Geräusch CD´s verwendet werden. Diese CD´s gibt es bereits mit vielen verschiedenen Themen. Das Training ist dann richtig, wenn der Hund den Reiz zwar wahrnimmt, aber noch keinen Ansatz von ängstlichem Verhalten zeigt. Dieses Training muss bereits einige Wochen vor Silvester begonnen werden und sollte in Begleitung eines Hundetrainers erfolgen.
Bachblüten
Gerade für Silvesterangst gibt es einige Essenzen. Mit den Bachblüten sollte auf jeden Fall schon zwei bis drei Wochen vor Silvester begonnen werden. Die Mischung sollte individuell auf den Hund abgestimmt werden.
Aromaöle
Hier verknüpft der Hund einen bestimmten Geruch mit einer ruhigen, sehr entspannten Situation. Wir konditionieren den Hund auf einen Duft. In Stresssituationen kann dieser Duft angeboten werden und fördert so die Entspannung. Es gibt eine sehr große Auswahl an Aromaölen. Bitte beachte, dass auch unsere Hunde einen bestimmten Duft ablehnen können. Dein Hund soll daher immer die Möglichkeit haben, dem Duft auszuweichen. Verwendet werden können die Aromaöle in Diffuser, Duftsteine, Duftlampen, Aurasprays, uvm.
CBD Öl mit L-Tryptophan
Cannabinoide werden sogar auf natürliche Weise im Körper produziert und sind wichtig für das physiologische Gleichgewicht im Körper. Man sagt, CBD bildet ein Schutzschild für ein seelisches und körperliches Gleichgewicht. Aus Tryptophan kann der Körper den stimmungsaufhellenden Neurotransmitter Serotonin herstellen. Serotonin wird auch als Glückshormon bezeichnet und hebt tatsächlich die Stimmung.
Kauen & lecken
Bevor das Knallen so richtig losgeht und dein Hund noch nicht so große Angst zeigt, kannst du ihm auch eine ganz besondere Kausache anbieten, oder einen Kong mit einer ganz besonderen Füllung. Denn Lecken und Kauen setzt ebenfalls Glückshormone frei, baut die Stresshormone ab und beruhigt unsere Hunde automatisch, zusätzlich lenkt es auch ein wenig ab.
RelaxoPet
Das Gerät sendet frequente Klang- und Schwingungswellen, welche auf den Hund beruhigend wirken sollen. Wie auch bei den Aromaölen, muss auch hier das Gerät erst konditioniert werden.
Zusätzlich solltest du noch folgendes beachten
- Vorhänge und Jalousien frühzeitig schließen
- Musik in angenehmer Lautstärke anmachen, damit die Knallgeräusche gedämpft werden
- Biete deinem Hund genügend Rückzugsmöglichkeiten an
- Lass die Nähe zu
- Spaziergänge sollten noch rechtzeitig vor der Knallerei gemacht werden
- Sedierungsmitteln sollten unbedingt mit einem Tierarzt vorher genau abgeklärt werden! Viele Medikamente machen den Hund einfach Bewegungsunfähig. Die Knallerei bekommt er in vollem Umfang mit, kann sich aber nicht rühren und dadurch keine Angst zeigen.
GANZ WICHTIG: Zu dieser Zeit sollte kein Hund mehr abgeleint werden! Auch wenn dein Hund bisher noch keine Anzeichen einer Angst gezeigt hat. Die Gefahr ist zu groß, dass sich dein Hund wegen einem Knaller erschreckt, dadurch wegläuft und nicht mehr nach Hause findet. Ängstliche Hunde sollten immer doppelt gesichert werden und ein Sicherheitsgeschirr tragen.
Die oben genannten Punkte sind nur ein kleiner Ausschnitt an Möglichkeiten. Unsere Vierbeiner sind wahre Meister bei der Erstellung von Verknüpfungen. Diese Fähigkeit kann für uns Besitzer sowohl positiv, als auch negativ sein.
Gehört dein Hund zu den Kandidaten, die die Silvester-Knallerei gar nicht so toll finden? Mit der Vorbereitung auf diesen Abend muss man rechtzeitig beginnen, damit es noch fruchten kann. Denn Angst bekämpft sich nicht in 1-2 Tagen. Gezieltes Training und pflanzliche Unterstützung sind 2 Möglichkeiten um deinen Hund entspannter durch den hektischen und lauten Silvesterabend zu begleiten.
All die genannten Tipps sollten allerdings unter fachlicher Leitung erfolgen. Gerne unterstützen wir dich und deinen Vierbeiner für einen entspannten Silvesterabend. Die von mir, auf Grund meiner Ausbildung, angewandten Methoden dienen ausschließlich der Verbesserung und Erhaltung des körperlichen Wohlbefindens.

